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04 The EGO is the Enemy: Warum Selbsttranszendenz der Schlüssel zu deiner Transformation ist


von Achim Feige

Liebe Transformers, liebe Co-Creators, liebe Gestalterinnen und Gestalter einer neuen Zeit!

Du bist auf einem guten Weg. Du bist Transformational Leader. Aber es hakt immer wieder. Es gibt unproduktive Auseinandersetzungen. Stress kommt auf.

Was ist das Problem?

Das Ego steht im Weg!

Das Ego ist unser inneres Programm für Sicherheit und Überleben in einer eher feindlichen Umwelt . Es hasst Veränderung, es will sich nicht entwickeln, es will einfach bleiben, wie es ist. Und es erfindet immer neue Ausreden, um sich nicht bewegen zu müssen: Ich habe keine Zeit dafür! Das ist doch bloß esoterischer Quatsch! Die wollen nur Geld an mir verdienen! Es ging bisher alles gut, wozu etwas verändern! Und so weiter.

Wer auf das Ego hört, wird nicht über sich hinauswachsen. Die Transformative Klasse besteht allerdings aus denen, die über sich hinauswachsen.

Aber der Weg ist am Anfang steinig. Dieses Problem hatten wir alle: Die, die sich auf den Weg machen, kommen zunächst schnell an Grenzen. Da ist eine Mauer. Irgendwie will es nicht weitergehen. Viele fragen sich dann: Wie komme ich denn in die echte Transformation?

Ich sage: Das Ego steht uns im Weg.

Das passiert, wenn wir uns noch im alten Mind-Set bewegen.

Ich möchte kurz erklären, wie es dazu kommt. Fangen wir vorn an. Was probieren wir als erstes, wenn wir uns aufmachen, etwas verändern wollen? Normalerweise das Naheliegende: Agile Arbeitstechniken. New Work. Das können gute Verbesserungen sein, gute erste Schritte. Aber sie ändern gar nichts am grundsätzlichen Problem: Die Sicht auf sich selbst und die Welt bleibt immer gleich. Und weil das so ist, kommt bald das Scheitern im Kleinen, dann kommt Stress auf, dann steckt alles fest.

Sogar wenn wir zudem schon unsere Selbstautorenschaft anstreben, uns schon in Flow-Techniken fit machen, kann das immer wieder passieren.

Das liegt daran, dass Selbstoptimierungstechniken sich immer im bestehenden Rahmen bewegen. Sie werden keinen echten Bewusstseinssprung bringen. Selbstoptimierung ist der falsche Weg. Ich benutze das Wort überhaupt nicht. Es ist ähnlich problematisch geworden wie die allseits bekannte Selbstverwirklichung. Sie geht auf den humanistischen Psychologen Abraham Maslow zurück. Er sagte: Wenn der Mensch seine Grundbedürfnisse nach Dingen wie Nahrung, Sicherheit, Partnerschaft, Anerkennung erfüllt hat – dann kommt ein neuer, größerer Wunsch. Dann möchte der Mensch auch Selbstverwirklichung, dann wird man individuell, entfaltet sein Talent, sein Potenzial.

Leider missverstehen viele das heute als ein egoistisches Kreisen um sich selbst. So hat Maslow es eigentlich gar nicht gemeint. Deswegen denken aktuelle Psychologen wie Scott Kaufman seine Psychologie zurzeit noch ein wenig weiter und retten sie vor dem Klischee. Die Idee im Kern ist: Wir wollen größer werden, als wir es waren. Wir wollen überrascht werden von dem, was noch in uns steckt. Daher nennen wir diesen Weg: Selbsttranszendenz.

(Das ist sozusagen die Selbstverwirklichung 2.0.)

Selbsttranszendenz ist das Tool, um das Ego zu überwinden.

Wir brauchen diesen entscheidenden Schritt aus dem Dschungel heraus. Nur dann können wir das Alte wirklich transzendieren – und nur so finden wir einen Weg aus dem Scheitern heraus.

Der wirkliche Bewusstseinssprung kommt nämlich erst, wenn ich den alten Rahmen sprenge, ich nenne es gern: Wenn ich mein “Gefäß” vergrößere. Das Gefäß ist ein Bild für all das, was ich fassen kann – die Widersprüche, die ich aushalte, die Weltsichten anderer, die ich akzeptieren kann, ohne mich ihnen zu beugen. Kurzum: Die Fülle an Informationen, die ich verarbeiten kann. Wir wollen sie vergrößern. Ich muss mich der Welt öffnen, sie hereinlassen und mich bewusst vergrößern. Wir schauen dann unsere Blockaden an, unsere unbewussten Skripte,  die uns immer wieder in die Falle locken. Wir sehen uns in Verbindung mit der Welt. Aus diesem höheren Bewusstseinszustand kann ich dann an mir und meiner Sicht und Verbindung zur Welt arbeiten.

Jede und jeder Transformational Leader braucht dazu eine Praxis. Wir brauchen eine Praxis der Selbstüberwindung. Das sind etwa: Reflexionszeiten jeden Tag. Auszeiten jedes Quartal. Ein Retreat jedes Jahr.

Mein Prozess aus Waking Up, Showing Up und Growing Up ist unsere Makro-Technik. Alles, über das wir bisher sprachen, ist das Waking Up, das Aufwachen und den Berg besteigen. Wir haben uns auf den Weg gemacht, wir haben unsere Selbstautorenschaft (Folge 02) gestärkt, wir haben die Flow-Zustände als Hilfe entdeckt (Folge 03). Jetzt wollen wir über uns hinauswachsen, es auf den Gipfel schaffen. Deswegen reden wir jetzt über Selbsttranszendenz.

Denn sie ist das Über-sich-Hinauswachsen auf dem Weg des Waking Up, auf dem Weg zur Ekstasis. (Im altgriechischen, ursprünglichen Sinn: Aus sich heraustreten.)

Verschiedene Wege zu diesem Ziel stehen uns sofort offen. Man kann sie im ganz sicheren Rahmen ausprobieren. Körperarbeit kann feine Stufen der Bewusstseinszustände freilegen. Mikro- und Makro-Flow (siehe Folge 03) verbinden uns mit den Fähigkeiten, die in uns schlummern. Auch Tanzen kann ein Zugang sein. Das alles sind Erfahrungen von Ego-Death und Oneness, Eins-Sein mit allem. Sie führen dann spürbar in etwas Größeres, ein neues Ich kann entstehen. Die moderne Neurowissenschaft hat dafür eine Erklärung: Wir setzen im Gehirn das sogenannte Default Mode Network einmal zurück – dann kann man alte Denkmuster prüfen und durch neue ersetzen.

Der tschechisch-amerikanische Psychologe Stanislav Grof hat transzendente Zustände bei seinen Klienten mit Atemtechniken erreicht. Er nannte das “Psychedelic Breathwork”. Das Wort psychedelisch besteht aus Seele (psyche) und Öffnung (delos). Das heißt: Die Grenzen zwischen dem Ich und der Außenwelt werden für einige Momente fließend. Du kannst dich selbst neu erfahren und über das, was du bisher für dein festes Ich gehalten hast, ein bisschen hinausgehen. Dich erweitern.

Eine ganz praktische Übung findest Du weiter unten bei dem Punkt “Practices”: Die neurodynamic breathwork, das ist eine Stufe unter sehr fordernden Techniken wie holotropic oder psychdedelic breath. Damit kann man aber kennenlernen, wie es sich anfühlt, das Gehirn ein wenig zurückzusetzen, um sich dann auf neue Levels zu heben.

Selbstentwicklung ist Elevation und Expansion, und sie ist der Path to the true self. Der echte Weg zu dir.

Wir reden immer im Kontext eines transformativen Leaders.

Als wir über den Flow sprachen, bewegte sich alles noch auf der Ebene: Wie erreiche ich mehr Produktivität im bestehenden Rahmen? Die Idee war dabei zwar “Take back control”, entfalte deine Potenziale – aber das war alles noch innerhalb des bestehenden Spiels, im gleichen Weltbild, mit dem gleichen Mindset. Nun geht es aber noch einen großen Schritt weiter. Nun kommt eine Neudefinition aller Regeln. Jetzt musst du auf dich schauen.

Vorher war: Play within the rules. Jetzt kommt: play with the rules!

Vorher war: Slow Performance. Jetzt kommt: Go beyond yourself!

Inspirieren kommt vom lateinischen inspirare, und das heißt eigentlich wörtlich “in etwas hineinblasen” – ich benutze es im Sinn von “begeistern”. In religiösen Mythen, von der Kabbala bis zum Christentum, hat eine göttliche Instanz der Welt und den Menschen das Leben “eingehaucht”, damit begann alles. So ist der Sprachgebrauch eigentlich auch jetzt noch: Wer inspiriert ist, dem wurde Geist eingehaucht, der ist “begeistert”!

Wichtig ist: Das passiert gefühlsmäßig. In den tiefen Regionen des Gehirns, nicht im hellen und klaren Verstand.

Deswegen brauchen wir Techniken wie Tanz oder Breathwork, die direkt zu den Emotionen sprechen. Sie können ganz verschieden sein.

  • Für manche liegt der Schlüssel in religiösen Erfahrungen
  • für manche ist es der Anblick des Grand Canyon (oder auch der Alpen – es geht um die Macht der Natur)
  • Oder Beethovens dritte Sinfonie im Konzertsaal hören
  • Manche erleben es im Tantra-Seminar, beim Yoga oder im Sport
  • und manche im Techno-Club (und dazu braucht man übrigens keine Drogen).

So verschieden sie sind, haben sie doch ein paar Merkmale gemeinsam: Man fühlt sich ganz aufgesogen, nimmt mehr wahr, vergisst Raum und Zeit, man lässt das Ego hinter sich, verliert Angst und Hemmungen, kann sich und andere annehmen, wie sie sind.

Aus religiöser Perspektive hätte man früher gesagt: Du Gott gesehen. Mit der modernen Neurowissenschaft sagen wir heute: Der sogenannte God Spot im Gehirn wird aktiviert, der anteriore cinguläre Cortex, kurz ACC. Das senkt depressive Gefühle und ist neuester Forschung zufolge vermutlich sogar gegen Demenz hilfreich. So geschieht im Gehirn das Wachstum, das Sich-Überschreiten hin zu etwas Größerem.

Dieser Prozess läuft nicht linear. Wir gehen immer wieder ein paar Schritte vorwärts, setzen in anderen Bereichen wieder unten an, steigen langsam wieder auf. Wir arbeiten an unserem Sensemaking und Showing-Up, und gehen langsam immer weiter. Bitte nicht mit dem Himalaya anfangen! Erst einmal ist der kleine Teufelsberg in Berlin dran. Dann geht es in den Harz. Und so weiter. Schritt für Schritt zu immer höheren Gipfeln.

Der bereits erwähnte Abraham Maslow spricht übrigens von zwei Welten, in denen wir agieren können. Entweder bleiben wir in der Welt des Mangels oder wir treten ein in die Welt des Wachstums. Die Mangel-Bedürfnisse sind etwa: Ich habe Hunger – gib mir Nahrung. Ich fühle mich einsam – gib mir Liebe. Ich bin ängstlich – gib mir Sicherheit. Diese Wünsche sind existentiell, dringend, einfach. Die Wachstum-Bedürfnisse funktionieren ganz anders. Wer sie spürt, fragt sich: Was kann ich tun, um zu noch mehr Ganzheitlichkeit und Gelassenheit zu finden, und meine Fähigkeiten ideal zu entfalten?

Wenn man von dem einen Reich in das andere übertritt, sagt Maslow, ist es, als wenn man eine trübe Linse durch eine klare auswechselt. Auf einmal ist man nicht mehr von Angst, Befürchtungen, Verdächtigungen anderer getrieben. Es geht nicht mehr ständig darum, dass die Außenwelt etwas geben muss. Sondern man wird gelassener, akzeptiert mehr, entdeckt mehr Zuneigung zu anderen.

Das ist mein praktischer Rat für diese Woche: Nimm deine trübe Brille ab, so oft es geht! Schau die Welt an als eine Welt der Möglichkeiten. Vom Standpunkt des höheren Selbst, nicht von dem des ängstlichen Ego.

Eurer
Achim